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ASCII Text Präsentationen

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ASCII Präsentationen

Warum ASCII-Präsentationen?

Viele Menschen mühen sich seit Jahren und Jahrzehnten mit Powerpoint ab, einige vielleicht auch mit LibreOffice Impress. Immer wenn es darum geht, mit anderen fachlich zu kommunizieren, eigene Ideen vorzubringen (die evtl. noch nicht mal die eigenen sind), Arbeitsergebnisse vorzuzeigen oder über irgendein beliebiges Thema zu sprechen, kommen Präsentationen zum Einsatz.

Präsentationen sind nützlich. Sie zeigen die Essenz dessen auf, worum es der vortragenden Person geht. Sie können als Stichwortliste dienen, als Leitfaden für einen Vortrag und als Merkliste für die Zuhörenden.

Allerdings können Präsentationen auf die Zuhörenden auch ablenkend wirken und die vortragende Person steckt oft viel Arbeit in die Präsentation. Der größte Teil der Arbeit besteht darin, die Formatierungen, Farben und das gesamte Layout wie gewünscht zu gestalten. Die benutzte Office-Software steht dabei oft eher im Weg, als dass sie hilft. Möglicherweise wird die Präsentation am Ende auch gar nicht auf dem eigenen Rechner wiedergegeben, sondern es muss ein anderer Rechner benutzt werden, auf dem eine andere Office-Version läuft und in der Präsentation genutzte Schriftarten gar nicht installiert sind.

Ich bin, nachdem ich mich viele Stunden mit LibreOffice Impress und, wenn ich es gezwungenermaßen nutzen musste, auch mit Powerpoint herumgeschlagen habe, dazu übergegangen Präsentationen als normalen ASCII-Text zu schreiben und für die Präsentationen Software zu verwenden, die damit umgehen kann. Als Textformat verwende ich dabei Markdown, da es sich weitgehend als einfache Auszeichnungssprache durchgesetzt hat (ja, es gibt auch noch AsciiDoc und andere), auch im Quelltext gut lesbar ist und in viele andere Formate umgewandelt werden kann

Die Gründe, ASCII-Präsentationen zu verwenden sind vielseitig:

Ich habe mir inzwischen eine Reihe Programme angesehen, die mit ASCII-Präsentationen umgehen können. Tatsächlich gibt es eine stattliche Anzahl. Einige davon haben ihre eigene Auszeichnungssprache entwickelt oder nutzen eher exotische Formate. Ich habe mich daher auf folgende Programme beschränkt, die Markdown beherrschen:

Die ersten drei werden im Terminal ausgeführt, pandoc beamer fällt etwas aus dem Rahmen, weil es mit Hilfe des Latex Beamer Pakets PDF-Präsentationen generiert, wobei das Input-Format auch Markdown sein kann.

mdp

mdp

mdp ein ein kleines, schnelles Tool um Präsentationen im Markdown-Format in einem Terminal anzuzeigen. Bei 256 Farben wird standardmäßig ein Fading-Effekt angezeigt, den man aber mit --nofade ausschalten kann. Bei 8 Farben (Standard z.B. bei xterm) kann es schonmal zu Unleserlichkeiten kommen, z. B. dunkelblauer Text auf schwarzem Hintergrund.

Metadaten werden im Kopf der Datei mit vorangestelltem % angegeben:

%title: Debian
%author: Senioradmin
%date: 2021-08-29

patat

patat

Patat nutzt im Hintergrund Pandoc und bietet eine detaillierte farbliche Anpassung der Darstellung an. Außerdem können Pandoc Extensions hinzugefügt werden. Es gibt eine experimentelle Unterstützung Bilder im Terminal anzuzeigen, dazu können 3 unterschiedliche Backends genutzt werden: iterm2, kitty oder w3mimgdisplay. Letzteres funktioniert auch in xterm und urxvt. Allerdings kann nur ein Bild auf einer separaten Folie angezeigt werden, ein zusätzlicher erläuternder Text ist nicht möglich.

Die Metadaten werden im YAML-Style im Kopf der Datei angegeben. Hier erfolgt auch das Theming

 title: Debian
 author: Senioradmin
 date: 2021-08-21
 patat:
   images:
     backend: 'w3m'
     path: '/usr/lib/w3m/w3mimgdisplay'
   theme:
     header: [bold,vividGreen, onDullBlack]
 

lookatme

lookatme

Lookatme bietet einige Features und es existieren einige Extensons, inklusive einer, die das einbetten von Bildern auf Folien ermöglicht.

Das Programm bietet 2 Grund-Themes - dark und light und eine ganze Reihe von integrierten Styles. Mit den Default-Einstellungen sind die Slides am besten in einem Terminal mit xft (aka TrueType) Fonts mit vollem UTF-8 Support zu betrachten. Benutzt man Bitmap-Fonts (was ich im Terminal tue), müssen einige Anpassungen vorgenommen werden. Styles können im Header der Datei im YAML-Format modifiziert werden, wo auch die Metadaten eingetragen werden.

---
title: Debian
author: Senioradmin
date: 2021-08-21
extensions:
  - image_ueberzug
styles:
  table:
    column_spacing: 3
    header_divider: "-"
  bullets:
    "1": "*"
    "2": "-"
    "3": "+"
    "4": "°"
    default: "*"
  link:
    fg: '#0a0,underline'
  headings:
    "1":
       bg: default
       fg: '#9fc,bold,underline'
       prefix: ''
    "2":
       bg: default
       fg: '#1cc,bold'
       prefix: ''
    "3":
       bg: default
       fg: '#29c,bold'
       prefix: ''
---

pandoc beamer

pandoc beamer

Pandoc läuft hier etwas außer Konkurrenz, denn das Programm selbst zeigt kein Präsentationen an, sondern ist ein äußerst leistungsfdähiger Parser / Konvertierer für verschiedenste Dokumentformate. Im Zusammenspiel mit der LaTeX Beamer Klasse können so aus Markdown-Dateien Präsentationen im PDF-Format erstellt werden. Beamer bietet dabei eine Reihe integrierter Themes. Im Netz sind weitere Themes von Drittanbietern zu finden. Die so erstellten Präsentationen müssen natürlich in einem grafischen PDF Betrachter angezeigt werden.

Pandoc - und natürlich auch LaTeX - können im Rahmen dieses Artikels natürlich nicht umfassend vorgestellt werden. Im Header können außer den Metadaten auch LaTeX-Anweisungen angegeben werden

title: Debian
author: Senioradmin
date: 2021-08-29
theme: "Pittsburgh"
colortheme: "crane"
fonttheme: "professionalfonts"
header-includes: |
    \usepackage{setspace}
    \usepackage{scrextend}
    \changefontsizes{5.5pt}

Tipp: Standardmäßig werden 4:3 Präsentationen erzeugt, mit der Angabe classoption: "aspectratio=169"im Header können aber auch 16:9 Präsentationen angefertigt werden.

Fazit

Unter den vier vorgestellten Möglichkeiten, aus Markdown Präsentationen zu erzeugen ist sicher für viele etwas dabei. Für IT-technisches Publikum sind die Präsentationen im Terminal sicher ansprechend, wenn es sein muss können diese sogar Bilder enthalten. ASCII-Grafiken gehen aber immer (ich erstelle sie mit Asciio 1).

Aber auch “grafische” Präsentationen sind mit Hilfe von Pandoc und LaTeX Beamer möglich und möglicherweise fällt es dann gar nicht auf, dass die Folien nicht mit Powerpoint gemacht wurden. Aber es gibt mit “DarkConsole” auch ein Theme, welches aussieht wie ein Terminal:-) 2

Für schnelle Präsentationen nutze ich selbt meist mdp, für nicht-technische Themen für ein Nicht-IT Publikum Pandoc-Beamer. Mit patat und lookatme habe ich noch keine praktischen Erfahrungen gesammelt, aber die fortgeschrittenen Theming-Fähigkeiten sind interessant, wobei lookatme noch etwas mehr zu können scheint, aber in meinen Tests auch etwas instabiler war.

Viel Spaß beim ausprobieren und bei der nächsten Präsentation.

Tags: Präsentationen.